
„Noch schläft sie, die mächtige Tuba, in ihrem weichen Futteral. Doch die sechs warmgelaufenen „Zylinder“ lassen schon erahnen, dass sie gewillt ist, unser Konzert am Sonntag zu eröffnen. Bedient werden wird sie allerdings nicht von Harald (Harold) aus oder in Italien, sondern von unserem Solo-Tubisten Bernd Angerhöfer. Bis zum Schluss ist sie dann nicht dabei, wohl aber Mick Gühne und die anderen Hornisten. Die hören Sie bis zum Schluss - garantiert!“ (Eckart Wiegräbe augenzwinkernd im aktuellen Instagram-Auftaktbeitrag zu diesem Konzert)


Das Matineekonzert am Sonntag beginnt mit einem Tubasolo! Das gibt es nicht so oft… überhaupt wird es viele ungewöhnliche Klangfarben haben.

Die Tragik über den in ärmlichsten Verhältnissen verstorbenen Franz Schubert- seine kompositorischen Meisterwerke wurden erst nach seinem Tod geschätzt. Komponisten, Hector Berlioz u.a. ließen es sich nicht nehmen, seine ursprünglich für Gesang und Klavier erschaffenen Lieder zu orchestrieren. Die facettenreichen Farben des Orchesters eröffnen den Ursprungswerken neue Dimensionen. Wir sind begeistert von der Interpretation des lyrischen Tenors Christian Prĕgardien, ein Meister des Liedgesangs. Ein Festival der leisen Töne und Sensibilität… (Ute Günther-Bastian)

Im Finale wird Solobratscher Attila Aldemir in einer sehr ungewöhnlichen Solopartie zu erleben sein. „Harold in Italy“ von Hector Berlioz steht auf dem Programm, eine Sinfonie mit Solobratsche (Symphonie en quatre parties avec alto principal). Schon diese Bezeichnung (die von Berlioz selbst stammt) ist sehr ungewöhnlich, die Bratsche tritt in diesem Stück als melancholischer Träumer auf, der manchmal etwas abseits des dramatischen Geschehens steht und nur aus der Ferne kommentiert. Der Held Harold ist zwar aus der literarischen Vorlage Lord Byrons Childe Harold’s Pilgrimage entlehnt, folgt aber nicht der Handlung, sondern der Held trägt ebenso wie in Lord Byrons Versen autobiografische Züge, in dieser Sinfonie also die des Komponisten Hector Berlioz, der seine Erfahrungen aus Italien verarbeitet.Die Bratsche ist dabei das lyrische Ich und das Orchester die rings um ihn stattfindende Welt. Eine verrückte Sache! Paganini hatte sich ein Bratschenkonzert gewünscht, aber Berlioz antwortete ihm wohl, dass er es nicht schreiben kann, denn er müsste dazu Bratsche spielen können. Schließlich schrieb er dieses Stück, Paganini war beim ersten Lesen enttäuscht, da ihm virtuosere Passagen fehlten, aber als er es dann später hörte, war er sehr begeistert und kniete wohl auf der Bühne nieder und ließ Berlioz einen großzügigen Scheck zukommen… was es nicht alles gibt.

Neugierig? Dann nichts wie hin zum Matineekonzert am Sonntag, 11 Uhr, ins Leipziger Gewandhaus oder zu Hause das Radio einschalten, MDR Klassik überträgt live und abends zeitversetzt auch auf MDR Kultur.
Ein Videomitschnitt des zweiten Konzert-Teils mit „Harold en Italie“: http://www.atillaaldemir.com/de/default.html

Fotos: Eckart Wiegräbe (1 und 2) – Susanne Schneider (Beitragsbild und Instagramstorybilder), Atilla Aldemir (an der Litfaßsäule)
Text: Ute Günther-Bastian, Eckart Wiegräbe und Susanne Schneider
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