Matinéekonzert am Sonntag

Für mich war das fünfte Matinéekonzert eins der schönsten Konzerte der Saison. Es stand unter dem Titel „Österreich“. Das Verbindende war, dass Musik von österreichischen Komponisten gespielt wurde. Es war sehr unterschiedliche Musik von Anton Bruckner, György Ligeti – der kein Österreicher von Geburt ist – und Kurt Schwertsik.

 Wie immer trat Dennis Russell Davies am Beginn vor das Publikum, machte auf die Musik neugierig und erlaubte sich den kleinen Scherz, dass er froh ist, dass alle ausgeschlafen gekommen sind.

Vor der Pause hörten wir von Anton Bruckner die „Sinfonie d-moll“ die „Nullte“. Die Bezeichnung kommt daher, dass Bruckner, nachdem diese Sinfonie bei einem privaten Vorspiel durchgefallen war, seine Komposition durchstrich und eine Null darüber schrieb. Er ließ sie nie wieder aufführen. Das ist sehr schade, denn die ganze Sinfonie war für mich ein Erlebnis, besonders die Sätze zwei und drei, mit ausdrucksvollen Harmonien. Die Musik kam mir manchmal wie ein Choral vor, dann wie ein Tanz, und das triumphale Ende hat mich begeistert.

In der Pause präsentierten Schüler ein Klangerlebnis der besonderen Art nach Ligeti. Ich hatte zwar keine freie Sicht, aber vielleicht war es gar kein Nachteil, dass ich mich deshalb vor allem auf meine Ohren verlassen musste. Zuerst hörte ich Klänge von Hölzern u.ä., dann wurden Metronome eingeschaltet, die mit verschiedenen Tempoeinstellungen tickten, dazu standen und lagen die Schüler in verschiedenen Stellungen regungslos. Die Metronome hörten nach und nach auf zu ticken, bis man nur noch eins hörte, das auch endete. Das war für mich eine interessante Performance. Sie fußt auf dem Poème Symphonique für 100 Metronome von Ligeti.

Nach der Pause war dann von Ligeti das „Concert Românesc“ zu hören. Es ist ein kurzes Stück, bestehend aus vier Sätzen, die ineinander übergehen. Mich erinnerte es an rumänische Volkslieder mit ihrer reichen Ornamentik, die ich früher oft im Radio hörte, und deren Musik sehr flott ist. Besonders gefallen hat mir, dass die Flöte wie ein kleiner Vogel zwitschern konnte. Die Erinnerung an rumänische Volkslieder ist nicht weit hergeholt, denn Ligeti hat, wie ich im Programmheft lesen konnte, tatsächlich in Rumänien Volkslieder gesammelt, so wie Bártok in Ungarn.

Am Schluss gab es in Anwesenheit des Komponisten eine Uraufführung von Kurt Schwertsik: „Muertes en relajo“, ein Divertimento, von Herrn Davies als „Dessert“ angekündigt. Ich bin eine sehr konservative Konzertgängerin und wenn ich „Uraufführung“ lese, macht sich bei mir Skepsis breit und mir stellen sich die Nackenhaare auf. Das war alles nicht nötig, es war im weitesten Sinne lateinamerikanische Musik, die sich gut erschloss. Zum Einsatz kamen ein Vibraphon, ein Akkordeon, eine Rumbakugel, verschiedene Percussionsinstrumente. Die Musik soll an das Fest der Toten, das in Mexiko gefeiert wird, erinnern. Das ist ein fröhliches Fest und das hört man in dem Werk. Auch das Orchester zeichnete sich durch große Spielfreude aus. Schwertsik hat für seine Musik übrigens ein Bild von Frida Kahlo im Sinn gehabt, und ihre bunten Farben konnte ich mir beim Hören gut vorstellen.

3 Kommentare zu „Matinéekonzert am Sonntag

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