Adam Markowski, stellvertretender Stimmführer der 2. Violinen im MDR-SINFONIEORCHESTER, versorgt uns nicht nur immer wieder mit wunderbaren Fotos aus Proben und Konzerten, er ist mit Geige und Kamera auch viel unterwegs. Im Februar war er in Brasilien und auf Instagram konnten wir schon ein wenig mitreisen, da jedoch vieles in den Sozialen Netzwerken schnell wieder untergeht und ohnehin viele der Orchesterfreunde dort keinen Zugang finden, wollen wir ihm hier im Blog noch ein paar Fragen stellen, denn es war eine ganz wunderbare Sache, über die wir unbedingt (weiter)erzählen müssen…

Lieber Adam, wir haben gehört, dass du im Februar die Orchesterurlaubstage zu einer weiten Reise mit Geige und Kamera genutzt hast. Was hatte es damit auf sich?
Hallo liebe Susanne, du hast recht! Ich habe die Tage genutzt, um ein Projekt, das lange geplant, aber coronabedingt auf Eis lag endlich durchzuziehen. Vor drei Jahren war ich schon einmal in Rio und habe damals die Bekanntschaft von Fiorella Solares gemacht, die dort eine Organisation namens ASM do Brasil (Ação social pela musica) leitet. Diese Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendlichen aus schwierigen Lebensverhältnissen wie Armut und Drogenkriminalität einen Ausweg bzw. alternativ helleren Lebensentwurf aufzuzeigen, indem es ihnen Musikunterricht (solo und im Ensemble) anbietet.

Ich fand die Idee sehr schön und habe mich durch Fiorellas Erzählungen von den Jungs und Mädchen schon damals für ihre Art zu Musizieren begeistern lassen. Pandemiebedingt gab es keine Sicherheit für Projektplanungen, also bin ich ziemlich spontan auf eigene Faust hin und konnte den ganzen Leuten von denen ich schon so viel gehört hatte endlich persönlich begegnen.
Weil ich wusste, wie sehr sie dort Hilfsmittel zum Musizieren gebrauchen können – Saiten für Streichinstrumente und ähnliches Zubehör – haben wir im MDR Sinfonieorchester eine Sammlung gemacht, durch die ich einen gut gefüllten Extra-Koffer mitnehmen konnte. Eine schöne Überraschung für die Mädchen und Jungs vor Ort…
Ich habe dort ungefähr 20 junge Geigerinnen und Geiger unterrichtet und war teilweise echt sprachlos und sehr berührt, weil viele so intensiv spielen als wäre es wirklich ein Strohhalm zum Dranklammern. So viel Liebe zur Musik, so viel Lust am gemeinsamen Gestalten wenn sie Quartett oder im Orchester spielen!
Wir haben dann nach der ersten Woche Arbeit ein gemeinsames Konzert in einer Bibliothek am Rande der Favela Manguinhos gespielt zu dem auch der Generalkonsul Deutschlands anwesend war – ein wunderbarer Mensch, der uns auch in kommenden Projekten helfend zu Seite stehen wird.
Wie schön. Das klingt wunderbar! Was ist in Zukunft geplant?
Wir werden diesen Workshop in jedem Fall einmal pro Jahr wiederholen und ihm darüber hinaus auch die Komponente eines kulturellen Austausches hinzufügen. Inwiefern das passieren wird ist im Moment noch zu wage, um darüber zu sprechen.
Ich hatte dann noch eine Woche Zeit für mich geplant, um auf eigene Faust fotografierend durch die Gegend zu ziehen, aber daraus wurde gar nichts. Ich hatte nach der ersten Woche gefühlt eine große Familie, die mir für jeden Tag neue spannende Sachen geplant hat. Mal war es Fussballspielen an der Copacabana, mal war es ein Tagesausflug zu einem Strand hinter dem direkt eine Art Regenwald beginnt, dann haben wir einen Churrasco-Abend gemacht in einer Favela namens Babilónia. Diese Favela zieht sich die Hügel hinter der Copacabana hoch und bot uns auf unserer Terrasse ganz oben einen absolut atemberaubenden Blick auf die “Cidade maravilhosa”, wie Rio auch genannt wird. Ein unvergesslicher Abend mit Freunden, leckerem Essen, spannenden Gesprächen und natürlich einer Einweisung in die Kunst des Sambatanzens.

Dann folgte ich noch einer Einladung zu einer Samba-Nacht im legendärsten Samba-Club von Rio, dem “Rio Scenarium”. Dort wurde an diesem Abend der Carnaval eingeläutet. Offiziell verboten aber …
Ich musste noch Tage danach grinsen, wenn ich an die Energie dachte die da pro Sekunde in einen gepumpt wird.

Das beste war eigentlich eine Sprachnachricht, die ich in den Tagen nach meiner Rückreise bekam: “Adam, wir wissen ja, du hast deine Familie in Deutschland – aber du weisst schon, dass wir AUCH deine Familie sind!”
Ich vermisse meine Freunde dort, bin aber mit vielen per Instagram in Kontakt und werde sie auch von Zeit zu Zeit online unterrichten bis wir uns nächstes Jahr wieder sehen.

Vielen Dank, lieber Adam, dass du uns von dieser wunderbaren Sache berichtet hast. Den jungen Menschen alles Gute, viel Freude bei der Musik und euch hoffentlich ein baldiges Wiedersehen!
Wer, wie ich, dieses Projekt weiterverfolgen möchte, findet hier den Instagramaccount und die Website der gemeinnützigen Organisation Ação Social Pela Música.
Sehr berührend. Vielen Dank Adam für Deine Liebe zu den Menschen und zur Musik. Musik verbindet und es ist sehr schön, Dich im MDR Sinfonieorchester zu wissen.
Weiterhin inspirierende Begegnungen, viel Rhythmus und brasilianisches Temperament❣️
#makemusicnotwar
LikeGefällt 1 Person
Ich finde es großartig, dass sich viele Menschen, wie Adam, so sozial engagieren und gleichzeitig selbst andere Kulturen und die dort lebenden Menschen kennen lernen können.
Möge die Musik alle Menschen verbinden und den Klang des Friedens in die Welt tragen.
B.Tonndorf
LikeGefällt 1 Person