Die Kanadierin Jennifer Weihmann hat im September im entfernten Alberta das Antrittskonzert von Dennis Russell Davies im Live Stream von MDR Klassik verfolgt. Von diesem besonderen Konzerterlebnis berichtet sie den MDR Orchesterfreunden in diesem Gastbeitrag.
For original English Version see below.
Sie alle werden sich wahrscheinlich wundern, warum eine Kanadierin den live Stream eines Konzertes des MDR Sinfonieorchesters eingeschaltet hat. Dafür gab es für mich mehrere Anreize: mein starkes Verlangen nach Verbundenheit mit Europa und meinen deutschen Wurzeln, die Möglichkeit (wieder einmal) ein musikalisches Erlebnis mit einer Freundin zu teilen, sowie ein faszinierendes und dynamisches, von einem ansprechenden Dirigenten zusammengestelltes Programm.

Mein Interesse an Thüringen (und Mitteldeutschland) rührt daher, dass meine Mutter in den 1940er und 50er Jahren in Eisenberg aufwuchs (mein Vater kommt aus Niedersachsen). Im Februar 2020 verbrachte ich eine Woche in Thüringen und lud mir verschiedene MDR Apps auf mein Handy, um mit der hiesigen Szene in Kontakt bleiben zu können. Darüber hinaus schafft es meine Freundin Annette Josef (Hauptabteilungsleitung MDR Klassik/ Klassikkompetenzzentrum) wohin sie auch geht, interessante Aktionen stattfinden zu lassen – so kann ich sicher stellen, bei allem, was sie so vor hat, auf dem Laufenden zu bleiben. Folglich entdeckte ich auch den MDR Orchesterfreunde Instagram Account; knüpfte Kontakte zu ein paar freundlichen und hilfreichen MusikerInnen des MDR Sinfonieorchesters. Zudem war ich während seines Interviews mit Bettina Volksdorf auf MDR Klassik völlig verzaubert von Dennis Russell Davies. Ihre begeisterte Diskussion über das Programm des Antrittskonzertes hat meine Neugier geweckt. Dennis Russell Davies hat mich mit seiner Persönlichkeit und seinen Ansichten berührt und ich teile seine Verehrung für Charles Ives und andere Amerikanische Komponisten. Ich war schlichtweg begeistert!
Online Events können keine Live Konzert Erlebnisse ersetzen. Punkt. Gibt es jedoch eine gute Seite der Covid-19-Pandemie, so hat sie mir jedenfalls die Augen geöffnet für all die weltweiten, kulturellen Angebote, die mich mehr mit Europa und besonders Deutschland verbinden. Ich schaue so oft es geht live intime, interaktive und hochkulturelle Video-Diskussionen an, die von verschiedenen Kultur-Influencern veranstaltet werden, wie z.B. das Adventsgeflüster von Kulturflüstern (Lena Kettner), oder Kleinode wie das GoetheMoMa (Damian Mallepree), auf das ich durch Susanne Schneider (Flötistin im MDR Orchester) aufmerksam geworden bin. Ich kann mir vorstellen, dass das live Stream Konzert am 27. September ohne die Pandemie nicht stattgefunden hätte, und ich bin sehr dankbar die Möglichkeit geboten bekommen zu haben im entfernten Kanada daran teilnehmen zu können.

Musik am selben Ort mit anderen Zuhörern zu genießen, trägt maßgeblich zu einem Live Konzert Erlebnis bei. Ich wollte sehr gern solch ein Erlebnis mit Annette teilen, was, bis auf Online Streaming, nicht so ohne Weiteres möglich gewesen wäre. War es mir zwar nicht möglich physisch mit ihr im Konzertsaal zu sein, war es doch ein erlesenes Erlebnis für mich dieses musikalische Ereignis (quer über den großen Teich!) mit meiner Freundin teilen zu können – die selben Noten hören zu können wie sie, die vor Ort im Publikum saß. Von dem Schauer der Begeisterung abgesehen, der über meinen Rücken lief, und den Tränen, die ich in den Augen hatte, als ich das Orchester, für mich das erste mal seit Januar 2020 in Calgary, Aberta, „in Echt“ einstimmen sah und hörte.
Die Darbietung des Orchesters, unter der Leitung von Dennis Russell Davies, gemeinsam mit dem einzigartigen, auf die Hygienebestimmungen zugeschnittenen Programm, fesselten mich völlig und nahmen das Publikum mit auf eine unterhaltsame akustische Reise durch eine Jahrhunderte umfassende Klangkulisse, fortwährend durch einen einenden, thematischen roten Faden zusammengehalten. Im Ernst, wann werde ich jemals wieder Cage und Harrisons „Double Music“ für Schlagwerkquartett gefolgt von Mozarts „Serenade (Gran Partita)“ zu hören bekommen? Die abwechslungsreichen Kameraperspektiven ermöglichten dem Online Zuschauer zusätzlich einzigartige und intime Einblicke, erlaubten uns den Gesichtsausdruck der Musiker oder andere kleine Details zu sehen, was weitreichend dafür entschädigte nicht selbst im Konzertsaal dabei zu sein zu können.
Ich danke MDR Klassik und dem MDR Sinfonieorchester von Herzen meine Neugier gestillt zu haben. Ich freue mich darauf zu Besuch zu kommen sobald es wieder sicher möglich ist.
PS: Ich bin außerordentlich gespannt auf die Zukunft! 2021 wird Mitteldeutschland Zugang zu einer Reihe von interessanten musikalischen Ereignissen mit dem MDR Sinfonieorchester haben. Selbst wenn noch strengere Corona-Auflagen eine Umprogrammierung erfordern sollten, würde ich mir keine Sorgen über die von den Federführenden zusammengestellten Alternativen machen. Und ich muss zugeben, dass ich unglaublich neidisch auf all diejenigen bin, die das Musik-Festival des MDR Musiksommers erleben dürfen. Kaufen Sie Ihre Karten und kaufen sie vielleicht auch ein Ticket für mich mit!

You all might be wondering why a Canadian tuned in for a live-streamed MDR Klassik concert with the MDR Leipzig Radio Symphony Orchestra! There were several incentives: my strong desire to feel more connected to Europe and my German heritage, the possibility of (once again) sharing a musical experience with a friend, and a fascinating and dynamic program created by a beguiling conductor.
My interest in Thüringen (and central Germany) stems from my mother since she grew up in Eisenberg in the 1940s and 50s. In February 2020, I spent a week in Thüringen and downloaded several MDR Apps on my phone so that I could keep in touch with the local scene. Also, my friend Annette Josef (Hauptabteilungsleitung MDR Klassik/ Klassikkompetenzzentrum) has a way of making interesting things happen wherever she goes, so I make sure to keep in touch with what she is up to. Consequently, I discovered the MDR Orchestra Freunde Instagram account and connected with a few friendly and helpful MDR Orchestra musicians. And in August I was totally charmed by Dennis Russell Davies during his interview with Bettina Volksdorf on MDR Klassik. Their enthusiastic discussion about the program for the debut concert sparked my curiosity. I was also moved by Dennis Russell Davies’ personality and convictions, and I share his veneration for Charles Ives and other American composers. So, I was sold!
Online events cannot replace live musical experiences. Period. However, if there is a bright side to the Covid-19 pandemic, it is that it has opened my eyes to online global cultural offerings, giving me a stronger connection to Europe and particularly Germany. I tune in as often as I can to live, intimate, interactive, and culturally rich video discussions hosted by various cultural influencers such as Kulturflüstern’s Adventsgeflüster (Lena Kettner), and gems like GoetheMoMa (Damian Mallepree) who I was introduced to by Susanne Schneider (flautist with the MDR Orchestra). I imagine the live streaming of the 27 September concert with the MDR Orchestra would not have occurred had it not been for the pandemic, and I am deeply grateful to have had this opportunity to take part all the way from Canada.
Enjoying music with other listeners in the same space contributes powerfully to the live concert experience. I wanted very much to share such an experience with Annette, but this was not possible except through online streaming. While it was not possible for me to be in the concert hall with her physically, sharing a musical experience (from across the pond!) and listening to the same notes as my good friend, who was in the concert hall, was an exquisite experience for me. Not to mention the rush of excitement that ran through my body, along with the tears that welled in my eyes, as I watched and heard an orchestra tuning “live” for the first time since January 2020 in Calgary, Alberta.
The orchestra’s performance under the direction of Dennis Russell Davies, along with the unique program tailored to meet Covid-19 regulations, utterly captured my attention and took the audience along for a fun aural journey through a diverse soundscape spanning centuries, all the while maintaining unity through a connecting thread. Seriously, when will I ever see again Cage and Harrison’s “Double Music” for percussion quartet followed by Mozart’s “Serenade (Gran Partita)”? Additionally, the varied camera perspectives granted online viewers access to unique and intimate scenes, allowing us to see such things as the musicians’ expressions and other subtle details, that amply compensated for the lack of actually being in the concert hall.
A heartfelt thank you to MDR Klassik and MDR Leipzig Radio Symphony Orchestra for satiating my curiosity. I look forward to visiting when it is safe to do so!
PS. I am extremely excited for the future! In 2021 central Germany will have access to an array of interesting musical experiences with the MDR Leipzig Radio Symphony Orchestra. Even if stricter Covid-19 regulations force programming modifications, I surely would not feel concerned about the alternative options offered by those in charge. And I must add that I am incredibly envious of all those who have an opportunity to experience the musical feast provided by MDR Klassik’s Musiksommer series. Buy your ticket and perhaps buy one for me!

Kommentar verfassen