Heute dreht sich die Freitagsfrage um die Pauke und merkwürdige Tätigkeiten im Konzert, Lauschaktivitäten?
Christine Friede stellt eine Frage an die beiden Solopauker des MDR-Sinfonieorchesters:
„Wieso tippt der Pauker während des Konzerts – wenn er keinen Einsatz hat – vorsichtig auf seinen Pauken herum und lauscht? Für einen Konzertbesucher sieht das sehr lustig aus.“

Stefan Stopora, Solo-Pauker des MDR-Sinfonieorchesters antwortet:
„Ich tippe während des Konzertes auf die Pauken, um die Stimmung zu überprüfen. Wir stimmen zwar – wie alle anderen auch – gemeinsam vor dem Konzert die Instrumente ein, doch die Naturfelle aus Kalbsfell sind sehr feuchtigkeitsempfindlich und verstimmen sich sehr schnell, so dass wir die Stimmung ständig überprüfen müssen. Eine Veränderung von einem Ton oder mehr nach oben oder unten kann je nach Raumklima durchaus während eines Konzertes vorkommen. Wir haben aber auch Pauken mit Kunststofffellen, die wir für Konzerte im Freien bzw. in schlecht klimatisierten Räumen nutzen, diese sind nicht so empfindlich, sind aber klanglich etwas anders. Naturfelle haben einen dunklen und warmen Ton, der unseren Klangvorstellungen am Besten entspricht.“

…und Toni Hartung, Solo-Pauker im MDR-Sinfonieorchester, setzt noch hinzu:
Die Auswahl der Pauken spielt auch eine große Rolle bei der Häufigkeit unserer Lauschereien. So gibt es nicht nur verschiedene Paukenfelle, sondern auch unterschiedliche Paukenarten. Die normale Konzertpauke hat eine Skale, welche mir die eingestimmten Töne anzeigt. Natürlich muss ich diese selbst vor jedem Konzert einstellen, damit auch alles stimmt. Diese Skalen helfen mir beim schnellen Umstimmen der Pauken mit dem Pedal.
Bei Komponisten des Barock und der Frühklassik nehme ich allerdings sehr gern kleinere Pauken, die sich klanglich besser in das Orchester einfügen. Das betrifft beispielsweise Werke von Bach, Haydn oder Mozart. Diese kleineren „Kurbelpauken“ und auch die kleinen „Schraubenpauken“ haben keine Skalen und ich muss immer, wenn ich diese Pauken umstimme, die richtige Stimmung überprüfen. Lauschen – Stimmen – Lauschen – Nachstimmen – Lauschen… Das kann schon sehr witzig aussehen! 😉
Dankeschön für diese erhellende Antwort auf eine Frage, die sich sicher schon mancher im Konzert gestellt haben wird.

Sie haben eine Frage an die mdrSO-Musiker oder an die mit dem MDR Sinfonieorchester musizierenden Solisten und Dirigenten oder an die hinter der Bühne für einen reibungslosen Ablauf sorgenden Mitarbeiter? Schreiben Sie uns, wir versuchen, eine Antwort zu bekommen und veröffentlichen sie hier immer freitags. #mdrFreundefragen
Auch Musiker haben Fragen an Ihren Freundeskreis, deshalb wird es auch manche Frage an Freundeskreismitglieder geben. #mdrMusikerfragen
Gute Antwort auf eine Frage, die auch ich mir schon des Öfteren beim Anblick des horchenden Trommlers stellte.
Da fällt mir gleich noch eine Frage ein. Und zwar behauptete früher mein Musiklehrer immer, dass so ein Solo-Pauker nach dem Dirigenten das best bezahlteste Mitglied im Orchester ist. Weil,
wenn der daneben haut und dann noch zu früh… 🙂
Stimmt das?
Freundliche Grüße von Grit aus Suhl
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…wir fragen da gleich mal nach! 😀
Vielleicht weiß @timpatoni eine Antwort?
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Liebe Grid,
das ist ein interessanter Punkt, welchen dein früherer Musiklehrer beleuchtet – denn tatsächlich wird der Pauker oft als „Zweiter Dirigent“ bezeichnet.
Da wir aufgrund unserer nach allen Seiten sichtbaren Position und unserer nicht überhörbaren Schlagfertigkeit für alle Orchestermitglieder präsent sind, können wir an einigen Stellen wirklich eine große Hilfe sein.
Nur das mit der Bezahlung stimmt nicht ganz, denn es gibt durchaus noch besser bezahlte Stellen, allen voran natürlich die des Konzertmeisters.
Liebe Grüße und bis bald in Suhl!🥁
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Ich danke auch sehr für die umfangreiche Beantwortung meiner Frage. Gestern im Konzert gab es für den Pauker wieder genug zu tun!
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