Schostakowitsch. Sinfonie Nr. 15.
Muss man da noch viel sagen?
Eigentlich nicht.

Und doch…
Thomas de Hartmann. Cellokonzert.

Es wird ein fein gewebtes Programm mit heiteren Grundtönen trotz aller verarbeiteten, z.T. tragischen Ereignisse. Dieses Konzert sollte man sich nicht entgehen lassen!
Sonntag, 22. Mai 2022, 11 Uhr im Leipziger Gewandhaus und abends ab 19:30 Uhr auf MDR Klassik & MDR Kultur. In der Woche danach online bei MDR Klassik.
Matt Haimowitz, Cello – MDR Sinfonieorchester – Dennis Russell Davies
Im ersten Teil des Konzertes ist das Cellokonzert von Thomas de Hartmann, geboren 1885 nahe der ukrainischen Ortschaft Choruschiwka (östlich von Kiew), zu hören.
„Das Komponieren füllte die Zeit unserer verhängnisvollen Situation in den Jahren der Besatzung. Diese Jahre haben in uns unauslöschliche Spuren hinterlassen.“ Und weiter: „Als unsere Heimat in der Ukraine von den Deutschen eingenommen wurde und ich auf Bitten meines Freundes Gérard Hekking begann, das Cellokonzert zu schreiben, drückte ich das, was nicht in Worte zu fassen war, in Musik aus. In ihr klingt sowohl die Bitterkeit über die Versklavung meiner Heimat an, als auch das Bild eines blinden Kobza-Spielers [die Kobza ist eine Laute, die in der ukrainischen Volksmusik gespielt wird], eines Schneesturms, meine Entrüstung über die Kollaboration eines Teils der französischen Bevölkerung, das Gespräch eines deutschen Hauptmanns mit seinem Untergebenen, der die Hacken zusammenschlägt sowie … unser fernes Glockengeläut.“ (zitiert aus dem Programmheft)
Ein ganzes Leben mit all seinen Freuden und Leiden wird im zweiten Teil des Matineekonzerts am Sonntag an uns vorüberziehen. Am Ende werden die Töne knöchern sein. Ende offen. Unendlichkeit.
Schostakowitschs Sohn Maxim, der die Uraufführung am 8.1.1972 dirigierte, sagte: „In der Sinfonie kommt die gesamte Spannbreite des menschlichen Lebens zum Ausdruck, vom Anfang bis zum Ende, darum ging es meinem Vater eigentlich immer. Das Schlagwerk am Ende […] erinnert an das Ticken einer Uhr – das ist die Zeit, die Gott uns gibt. Was den eigenen Tod angeht, so hat mein Vater ihn nie als etwas Definitives gesehen. Für ihn war die Existenz unendlich.“ (zitiert aus dem Programmheft)
Schostakowitsch überlebte die Uraufführung todkrank noch um weitere 3 Jahre.

Fotos: Hans-Dieter Frenzel und Susanne Schneider
Kommentar verfassen