„Auf ihn passte keine Lebensregel: Der Pianist Manfred Reinelt“, so überschreibt Dr. Thomas Schinköth seinen Vortrag, den er für eine Veranstaltung unseres Freundeskreises am 2. Februar 2023, 16 Uhr im Orchesterprobensaal des MDR-Würfels am Augustusplatz zusammengestellt hat. (Eintritt frei. Teilnahme von Vereinsgästen nur mit Voranmeldung – Nachricht an uns genügt)
In seinem Vortrag begibt sich Dr. Thomas Schinköth auf die Spurensuche und versucht darin, Leben und Wirken des vielseitigen Pianisten nachzuvollziehen.

Zeitzeugen schildern den Pianisten Manfred Reinelt (1932–1964) als einen vielschichtigen Menschen, der oft in Extremen lebte und schuf. An sich wie an andere stellte er hohe Ansprüche. Immer wieder durchkreuzte er Erwartungshaltungen. Wettbewerbserfolge reizten ebenso wenig wie beliebige Engagements mit den üblichen Standardwerken. Obwohl er ein breites Repertoire in Konzerten spielte, drängte es ihn doch mehr und mehr zur Musik des 20. Jahrhunderts. Er wollte Werke aufführen, die auf den Konzertplänen selten anzutreffen waren und die das Publikum zu seiner Zeit noch entzweite. Dazu gehörten Kompositionen von Béla Bartók, Alban Berg, Arnold Schönberg und Olivier Messiaen. Charles Ives‘ „Concord-Sonate“ konnte er, dank aufgeschlossener Redakteure, beim Rundfunk produzieren. Etliche seiner Klavier- und Gehörbildungsschüler schildern Reinelt als höchst inspirierende Persönlichkeit, der sie immer wieder an seinen Entdeckungen von Welt und Musik teilhaben ließ. 1963 wurde ihm nahegelegt, an der Musikhochschule zu kündigen. Das hat er nie verwunden. 1964 schied er aus dem Leben.
Thomas Schinköth

Wir hörten einen gut recherchierten, mit persönlichen Erlebnissen bereicherten Vortrag über einen außergewöhnlichen, vielseitig interessierten Menschen und hochbegabten Künstler, für den es im Kulturbetrieb der DDR keinen Platz gab und der an den äußeren Umständen verzweifelte.
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