MDR Musiksommer

Am Samstag, dem 30. August 2025, fand im Rahmen des MDR-Musiksommers ein Konzert des MDR-Sinfonieorchesters (eigentlich nur seiner Streicher) in der Naumburger Wenzelskirche unter dem Titel „Bach plus“ statt. Der Freundeskreis des MDR-Sinfonieorchesters hatte sich dieses Konzert ausgesucht für die Teilnahme am diesjährigen Musiksommer; freilich fand sich nur eine sehr kleine Gruppe zu dieser Konzertfahrt ein.

Es sollten erklingen ein Konzert für Cembalo (bzw. Orgel) und Orchester d-Moll und eine Passacaglia und Fuge c-Moll von Johann Sebastian Bach, ein Intermezzo für Streichorchester von Franz Schreker und die Suite „Aus Holbergs Zeit“ von Edvard Grieg. Die erste Überraschung war, dass das d-Moll-Konzert nicht gespielt wurde, dafür zwei andere Bach-Kompositionen in der  Bearbeitung für Orgel-Solo von Franz Liszt: Adagio aus der Sonate IV und Einleitung und Fuge aus der Kantate 21 „Ich hatte viel Bekümmernis“. Denny Wilke an der Hildebrandt-Orgel spielte diese Stücke hervorragend und es war die nächste Überraschung, wie gut die Lisztsche Klangwelt sich tatsächlich auch auf einer Orgel realisieren lässt, die schon zur Zeit Bachs gebaut wurde. Das Programm, das nur die Stücke und Mitwirkenden enthielt, dafür aber auch kostenlos war, äußerte sich nicht zu dieser Programmänderung; weitere Informationen zu den Mitwirkenden und den Stücken waren über einen QR-Code aufzurufen; aber auch hier stand nichts zum Grund der anderen Stücke. Im späteren Gespräch mit einer Orchestermusikerin erfuhr ich, dass die Orgel so hoch intoniert ist, dass ein Zusammenspiel mit einem Orchester nicht möglich ist. Ich nehme an, das wäre fürs Publikum durchaus von Interesse gewesen.

Nun folgte eine echte Zugabe zum ursprünglich vorgesehenen Programm, nämlich die Ouvertürensuite h-Moll, bei der zum Streichorchester noch eine Soloflöte tritt – den Namen der Flötistin erfuhr man leider auch nicht; dabei ist diese Suite eigentlich ein verkapptes Flötenkonzert, auch wenn, wie in barocken Suiten üblich, die meisten Sätze die Form höfischer Tänze haben. Aber mindestens die Ouvertüre am Anfang und am Schluss die Badinerie (hier ist die Flöte ungeheuer virtuos) gehen weit darüber hinaus. Nun muss auch unbedingt Orin Laursen erwähnt werden, ein relativ neuer Erster Konzertmeiser des MDR-Sinfonieorchesters, der dieses Konzert von der Violine aus großartig leitete und gerade in dieser Suite auch wunderbare Soloaufgaben hatte, wobei die Solovioline und die Soloflöte bestens miteinander harmonierten.

Vor der Pause erklang nun noch das erste Stück, was auch in der Vorschau gestanden hatte – die Passacaglia und Fuge c-Moll für Orgel, ein Frühwerk Bachs, noch ganz unter dem Eindruck Buxtehudes entstanden, aber schon mit soviel Eigenem, dass es mit recht sehr berühmt ist. Denny Wilke zeigte auch hier sein ganzes Können, wobei ich persönlich sagen möchte, dass ich das Tremolo-Register am Anfang doch etwas befremdlich fand.

Nach der Pause tat sich zunächst eine völlig andere musikalische Welt auf mit Franz Schrekers Intermezzo, eine sehr schöne Musik mit hochromantischen Harmonien und wohl auch Strukturen, freilich auch mit nur wenig Bindung zum ersten Teil des Konzertes.

Den Abschluss, vielleicht sogar die Zusammenfassung der verschiedenen Musikwelten, bildete Edvard Griegs Suite „im alten Stil“ „Aus Holbergs Zeit“. Ludvig Holberg war ein norwegischer Schriftsteller (v.a. Komödien) von 1684 bis 1754, also fast genau ein Zeitgenosse Bachs und Händels. Grieg benutzt nun Formen aus dieser Zeit, z.T. auch wieder barocke Tänze, manchmal sogar bestimmte Wendungen, die an Bach und noch mehr an Händel erinnern, verbindet das aber mit seiner eigenen romantisch-folkloristischen Klangsprache. Mich persönlich begeistert immer wieder v.a. der erste Satz „Präludium“.

Auf Grund der geringen Teilnehmerzahl waren wir vom Freundeskreis mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Naumburg gefahren, d.h. mit Eisenbahn und der NaumburgerStraßenbahn (vom Bahnhof aus im Ring um die Altstadt). Da an diesem Tag sehr viele Gäste in Naumburg waren, denn es war außer Musiksommer auch noch Wein- und Töpferfest sowie Drehorgelfestival, fuhr die Straßenbahn sogar noch öfter als sonst. Wir kamen nach dem Konzert gut und beschwingt wieder nach Leipzig und waren uns einig, das diese Konzertfahrt ein echtes Erlebnis war.

                                                                                                          (Helmut Werler) 

Nachtrag: Helmut Werler ist unser neuer Vorsitzender, die Fotos steuerte Rosemarie Zahn bei.

Eine Antwort auf „MDR Musiksommer

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  1. Wie schön! Danke für Ihren Bericht, lieber Herr Werler und alles Gute in Ihrer neuen Funktion als Vereinsvorsitzender. Ja, die Programmzettel sind oft spärlich, leider. Die Flötistin in Bachs h-moll-Suite war Kerttu Aalto-Sertälä, unsere neue Soloflötistin.

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