Freitagsfrage 25.10.2019

Heute (und auch schon letzte Woche) steht als Freitagsfrage eine Frage von Frau Christine Friede an:

„Ist es historisch gewachsen, wie die einzelnen Instrumentengruppen einem Solisten Beifall zollen? Applaus, Geigenbogen bewegen usw.“

„Eine interessante Frage!“, das hörte ich in den letzten Wochen oft, als ich versuchte, bei meinen Kollegen eine Antwort darauf zu finden und ich muss sagen, ich habe selbst darüber noch nie nachgedacht. Wir sprachen oft darüber, was man antworten könnte, wir kamen aber zu keiner Lösung. Tja, das gibt´s. Wir haben uns vorgenommen, wirklich jede Frage zu beantworten und so will ich es versuchen…

Das Orchester ist derzeit auf Reisen, 77 Musiker sind in Japan zu acht Konzerten u.a. in Städten wie Sapporo, Kōbe, Fukuoka und Yokohama. Ich selbst sitze zu Hause in der Homebase und verfolge gespannt das Geschehen (drei Flötenkollegen sind besetzt) und versuche so viel wie möglich an die mdr-Orchesterfreunde weiterzugeben. Unsere junge Kollegin Charlotte Krämer bloggt von unterwegs, hier kann man es nachlesen. Adam Markowski, der auch diese Website mit tollen Bildern versorgt hat, ist mit seiner Kamera unterwegs. Seine Eindrücke kann man auf Instagram unter dem neuen mdrKLASSIK-Account verfolgen. Britta Croissant ist mit ihrem Smartphone unterwegs und bestückt den mdr-Orchesterfreunde-Account auf Instagram mit einigen privaten Eindrücken extra für die Orchesterfreunde, manchmal twittert sie auch, ganz wie es die Zeit vor Ort zulässt.

Ein kleiner Schnappschuss von unterwegs mit Kollegen in einem Park in Fukuoka (Britta Croissant, ganz hinten im blauen Shirt, an der Seite stehend Solo-Oboistin Leonie Dessauer, vorn v.l.nr. stellvertretende Soloflötistin Ute Günther und Soloflötistin Andrea Döring-Herrmann)

Zurück zur Frage: Natürlich wird dem Orchester in Japan Applaus begegnen und auch das Orchester wird den Solisten und Kristjan Järvi applaudieren. Es wird sicher ähnlich ausfallen wie daheim, die Streicher werden mit ihren Bögen auf die Pulte (zart) klopfen oder in der Luft hoch und herunter schwenken, die Bläser nutzen dazu ihre Hände, die sie auf die Pulte schlagen… von den Schlagzeugern weiß ich es gar nicht, sehe es ja nie, weil sie hinter mir sitzen. Als Konzertgänger achte ich eigentlich eher auf das Geschehen vorn am Bühnenrand, sehe aber auch oft den Pauker einfach klatschen, er ist ja nicht zu übersehen, wie wir hier schon andernbeitrags erörtert hatten 😉 . Es gibt da keine Vorschriften, jeder macht es so, wie er will. Ob es historisch gewachsen ist, weiß ich nicht und auch meine Kollegen meinten, sie wissen es nicht.

Das ist nicht wirklich zufriedenstellend, oder? Auf Wikipedia gibt es einen Artikel zu Beifall, den ich ganz interessant finde, ob es historisch gewachsen ist, das erschloss sich mir aber dadurch nicht.

Geben wir die Frage doch einfach an die Community weiter: Wer um die näheren Umstände dazu weiß, kann es gern unter dem Artikel hier in den Kommentaren anfügen. Es interessiert uns alle sehr! Danke an Frau Friede an dieser Stelle, diese interessante Frage zu stellen!

Auch in der nächsten Woche wird das Orchester noch auf Reisen sein, ob wir auf die nächste Frage (die uns schon vorliegt) bis dahin eine Antwort finden, werden wir sehen. Ich würde gern auf diesem Weg eine Frage ans Orchester loswerden: „Auf Reisen in andere Länder erlebten wir schon sehr unterschiedliche Beifallsbekundungen, jedes Publikum ist anders. Neulich in Bukarest gab es noch am Bus sehr herzliche Gespräche in vielen Sprachen geplaudert und mit Händen und Gesten geführt. Wie erlebt ihr das japanische Publikum?“

(Grüße von Susanne Schneider aus der Homebase, die heute hier schrieb und nicht nur vermittelnde Zwischenposition einnahm.) 😉

Sie haben eine Frage an die mdrSO-Musiker oder an die mit dem MDR Sinfonieorchester musizierenden Solisten und Dirigenten oder an die hinter der Bühne für einen reibungslosen Ablauf sorgenden Mitarbeiter? Schreiben Sie uns, wir versuchen, eine Antwort zu bekommen und veröffentlichen sie hier immer freitags. #mdrFreundefragen

Auch Musiker haben Fragen an Ihren Freundeskreis, deshalb wird es auch manche Frage an Freundeskreismitglieder geben. #mdrMusikerfragen

4 Antworten auf „Freitagsfrage 25.10.2019

Add yours

  1. Ich freue mich sehr, dass auch versucht, schwierige Fragen zu beantworten. Und sicher ist es so, dass sich Dinge im Lauf der Zeit entwickeln, die man rückwirkend gar nicht mehr erklären kann. Das geht mir ja auch privat manchmal so. Danke für die Antwort.

    Gefällt 1 Person

  2. Ich möchte hier noch etwas hinzufügen:

    Es gibt ein romantisches Lustspiel von 1839, Carl Blum hat es geschrieben, da heißt es: ,,Die Violinen klopfen mit dem Bogen auf den Resonanzkörper, die Flöten mit dem Rohre an die Pulte.“
    Ganz so wird es heute nicht mehr praktiziert, behandeln wir unsere wertvollen Instrumente doch äußerst sorgsam. Trotzdem hat sich die Praxis erhalten, dass die Streicher mit dem Bogen in die Luft, in die Hand oder auf die Noten schlagen, wenn sie applaudieren wollen und die Flöten mit der Hand aufs Pult klopfen. Eine Silberflöte würde sonst vermutlich Beulen bekommen? Früher waren die Flöten aus Holz.
    Ich habe vor vielen Jahren einmal erlebt, dass ein applaudierender Kollege so wild begeistert mit seinem Bogen auf die Noten schlug, dass diese plötzlich samt Mappe mit einem Rauschen weitschweifig zu Boden segelten….
    Doch woher kommt diese Gepflogenheit? Ganz einfach und einleuchtend: die Musiker haben zum Klatschen keine Hand frei.
    Und- beobachten Sie mal! Wenn Solist oder Dirigent sensationell gut waren, dann legen die Musiker ihre Bögen und Instrumente auf den Schoß und klatschen lautstark mit beiden Händen!

    Gefällt 2 Personen

    1. Liebe Barbara, fabelhaft, wie nun noch weitere Antworten auf diese Frage aus dem Orchester auftauchen. Vielen Dank für diese tolle Ergänzung! Genau so ist es gedacht, Fragen lesen und auch später noch etwas anfügen.
      Das Lustspiel von Carl Blum kannte ich in der Tat noch nicht. Ja, früher mag es möglich gewesen sein, mit der Flöte ans Pult zu klopfen, war da noch nicht so viel hochanfällige Mechanik verbaut wie heute. Wir nutzen heutzutage wirklich lieber unsere Hände, sonst bräuchten wir einen ständig im Haus anwesenden Instrumentenbauer. 😅

      Gefällt 1 Person

      1. Ich freue mich auch sehr, dass sich hier kleine „Gespräche“ zu den jeweiligen Themen entwickeln. Und man lernt ja wirklich immer etwas dazu. Ich kenne weder den Verfasser des Lustspiels, noch das Lustspiel selbst. Aber es ist schön, wenn man solche verborgenen Dinge erfährt. Dankeschön.

        Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar

Bloggen auf WordPress.com.

Nach oben ↑